Auch ich habe mir schon häufig diese Frage gestellt. Sollen wir uns Duzen oder Siezen? Der Blick in die Sterne verrät, dass es strategisch richtig wäre, auf das für viele inflationär wirkende "Du" zu setzen. Aktuell befinden wir uns noch in der Übergangszeit, was die Kultur der Ansprache angeht und einem manchmal Kopfschmerzen bereitet, weil man die Einstellung von seinem Gegenüber in Bezug auf dieses Thema nicht einschätzen kann und dabei weder altbacken wirken möchte, noch die persönlichen Grenzen überschreiten möchte. Kennt ihr das unangenehme Gefühl sich mit der falschen Person auf das DU geeinigt zuhaben?
Menschen, die eher konservativ sind, Hierarchien begrüßen und Traditionen lieben, würden es am liebsten beim SIE belassen und verschaffen sich dadurch einen gewissen Abstand und den verdienten Respekt. Doch der neue revolutionäre Zeitgeist fordert Freiheit von Grenzen, die einem mit dem "Sie" angedeutet werden, den Wegbruch von starren Hierarchien, denn jeder ist gleich wichtig. Bei einem Uhrwerk kann man auch nicht auf das scheinbar weniger bedeutende Element verzichten, denn auch dann würde die Uhr nicht funktionieren. Der Trend: "weg von der Masse hin zur Individualität" unterstützt den Gedanken aus der Metapher mit der Uhr noch mehr. Aber auch der Trend zu Communitybildung lässt das "Sie" in einem schlechten Licht dastehen. Er sagt: "wir haben gleiche Interessen, verfolgen gleiche Ziele. In diesem Boot sind alle gleich wichtig und nur zusammen stark." ...
"Was nun?" - Fragen die Duz-Gegner. Gilt jetzt die absolute Anomie? Beruhigenderweise kann man diese Frage verneinen. Respekt und "DU" sind keine Antagonisten. Und das Anklopfen an der Tür, bevor man eine geschlossene Tür öffnet, sollte auch zu den gebräuchlichen Verhaltensweisen der sich Duzenden zählen.
"Sie" wird immer noch sehr häufig gebraucht, vor allem im geschäftlichen und man muss sich nicht zu einem "du" zwingen, wenn man sich dabei nicht wohlfühlt.
Ich fühle mich mit Du genauso wohl wie mit einem Sie. Bei einem persönlichen Kontakt passe ich mich dem Wunsch des Einzelnen gerne an.
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